Genossenschaft mit viel Energie

11.01.2014 15:42

Südthüringer Tageszeitung (STZ) | Samstag, 11. Januar 2014 | Seite 13 | Text: Thomas Heigl

Günstige Energie fürs Bad, Kita und Straßenlampen, aber auch sonst viel für die Allgemeinheit tun. Die Bürgerenergiegenossenschaft Inselberg hat große Ziele. Viel Wirbel will sie darum nicht machen – und keinen Wind nutzen.

Brotterode-Trusetal – Ein Land – zwei Systeme: So hat der greise Architekt des chinesischen Wirtschaftswunders, Deng Xiaoping, das beschrieben, was sich damals in den früheren Neunzigern in dem Riesenreich in Gang setzte. Eine ähnliche Konstellation gibt es in der Stadt Brotterode-Trusetal, energiepolitisch gesehen. Zum einen die Bürgerenergiegenossenschaft Seimberg, die große Räder drehen will, zum anderen die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Inselberg, die kleinere Projekte plant. Doch beiden Gesellschaften ist eines gemein: Sie sind Fans von grünem Strom, wollen die Energiewende in der Stadt und der Region vorantreiben. „Wir sehen uns als Bindeglied zwischen der Wirtschaft und der Stadt. Einer Stadt, die sehr viel Potenzial, eine starke Wirtschaft und gute Steuereinnahmen hat, auch wenn es ihr derzeit nicht so gut geht“, sagt Christian Löffler. „Die Genossenschaft will Partner sein.“

Der bodenständige Unternehmer Löffler gehört zu dem Dutzend Mitgliedern, die die Inselsberg- Genossenschaft im Sommer 2013 gegründet haben, ist Aufsichtsratsmitglied. „Inzwischen sind wir schon gut 20 Mitglieder und haben viele Sympathisanten“, betont Steven Peter, der sich jahrelang an vorderster Stelle im Wintersportverein engagierte. In der Genossenschaft kümmert sich der Spezialist für Computernetzwerke als eines von mehreren Vorstandsmitgliedern um die Projekt. Überhaupt ist die Arbeit auf breite Schultern verteilt. Zur Wirtschaft gibt es einen guten Draht – mehrere Unternehmer sind Energiegenossen. Und mit der Politik ist man gut vernetzt, es gibt Querverbindungen zwischen den Ortsteilen. Die Vorstandsmitglieder Uwe Töffels (Trusetal), Michael Hänsel (Brotterode), sowie die Aufsichtsräte Marco Hänsel (Brotterode) und Henry Anacker (Trusetal) stehen für das Gemeinschaftsprojekt.

Das erste Vorhaben ist bereits umgesetzt: Noch im Oktober konnte eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Inselbergbades installiert, die Förderung durch das 1000-Dächer-Programm des Bundes angezapft werden. Das Sonnensegel hat eine Leistung bis zu 30 Kilowatt und soll – so die Planung – das Bad mit „Saft“ beliefern. Zur kompletten Eigenversorgung reicht die Anlage nicht. Der Kindergarten Trusetal soll ebenfalls mit Solarmodulen bestückt werden. „Man sieht, wir denken an die gesamte Stadt“, so Löffler. Später soll auch Strom für die Straßenbeleuchtung produziert werden, weitere Naturstrom-Projekte sind in Planung. „Ich schließe die Installation von Windrädern in unserer Genossenschaft aus“,untermauert Löffler, der von Peter bestätigt wird. Der sieht in den Rotoren eine Modeerscheinung.

Doch die „Inselbergler“ setzen nicht nur auf Strom, sondern zeigen auch beim Engagement fürs Gemeinwohl viel Energie. Zum einen könnte das Inselbergbad über ein Genossenschaftskonstrukt übernommen werden. „Da gibt es bereits Beispiele in Deutschland. Andere haben schon bewiesen, dass das funktioniert“, bekräftigt Aufsichtsrat Löffler. Zum anderen könnte man auch gemeinsam mit der Stadt ein Modell basteln, um die personelle Betreuung der Wintersportanlagen auf Dauer zu gewährleisten. „Eine Kommune kann nicht so unbürokratisch entscheiden, ist an Regularien gebunden“.

Die Genossenschaftler wollen ihre Konzepte nach und nach der Öffentlichkeit vorstellen und haben dies auch, zunächst behutsam, im Stadtrat und diese Woche im Hauptausschuss getan.

Als mildtätige Organisation versteht sich die BEG aber nicht. „Wir wollen natürlich Geld verdienen, Gewinne ausschütten. Das ist das Ziel eines Unternehmens“, unterstreicht Genossenschaftler Löffler.

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