Genossenschaft darf städtische Dächer nutzen

13.09.2013 10:31

Südthüringer Tageszeitung (STZ) | Freitag, 13. September 2013 | Seite 10 | Text: Erik Hande

Der Stadtrat Brotterode-Trusetal möchte die Energiegenossenschaft Brotterode unterstützen. Ein Beitritt der Kommune wurde allerdings vertagt.

Brotterode-Trusetal – Zur Ratssitzung am Montag hatte Stadtrat Michael Hänsel zwei Anträge eingebracht. Zum einen möge die Kommune der Bürgerenergiegenossenschaft Brotterode erlauben, dass diese Dächer von stadteigenen Häusern nutzen darf, um Photovoltaik-Anlagen zu errichten. Zum anderen solle die Stadt Brotterode-Trusetalder Energiegenossenschaft beitreten. Bürgermeister Karl Koch hätte beide Anträge am liebsten von der Tagesordnung genommen. Sie seien nicht fristgemäß zehn Tage vor Sitzungsbeginn eingereicht worden, begründete er seine ablehnende Haltung. Auch sei keine Dringlichkeit erkennbar, mit der Stadtrat Hänsel den Vorstoß begründet hatte. Dem Argument, die neue Genossenschaft müsse binnen weniger Tage Förderanträge zum Bau der Photovoltaik-Anlagen stellen und der Stadt entgingen zudem Einnahmen, wollte der Bürgermeister nicht folgen.


Aber der Stadtrat stimmte zu, beide Anträge in der Sitzung zu behandeln. So konnte Christian Löffler von der Bürgerenergiegenossenschaft den Zusammenschluss vorstellen. Man habe sich vor anderthalb Jahren getroffen, um die erneuerbare Energie in Brotterode voranzubringen und die Bürger bei der Errichtung solcher Anlagen zu unterstützen. Zur Vorstellung der damals noch zu gründenden Genossenschaft seien im Juli etwa 80 Bürger gekommen, deutlich mehr als erwartet. Ende August wurde die Brotteroder Energiegenossenschaft offiziell gegründet. Nun wolle man erste praktische Schritte gehen und eventuell auf dem Dach der Sporthalle oder des ehemaligen Rathauses Solaranlagen bauen.


Bürgermeister Koch bezeichnete das Vorgehen als „Schuss aus der hohlen Hand“. Die Dächer müssten dringend in Stand gesetzt werden, da hätte man sich vorher besser informieren sollen. Zudem seien die kommunalen Objekte derzeit europaweit ausgeschrieben. „Wir wollen mit unserer Zustimmung ein Zeichen setzen“, hielt Henry Anacker von den Freien Wählern Trusetal dagegen. Man solle der Bürgerenergiegenossenschaft Brotterode Unterstützung gewähren, war seine Meinung.


Bislang gehören dem Gremium etwa 15 Mitglieder an. Die meisten von ihnen sind vom Fach und arbeiten mit, um verschiedene Vorhaben im Bereich der erneuerbaren Energie zum Nutzen der Bürger zu realisieren. Zu ihnen gehört auch Peter Spieß, der beruflich zuerst in der Bürgerenergiegenossenschaft Seimberg integriert ist. Er interessiere sich für die Thematik und sei als Privatperson in der jetzt gegründeten Brotteroder Genossenschaft Mitglied. Mit seinem Arbeitgeber sei das abgestimmt,antwortete er auf den unterschwelligen Vorwurf von Koch, dass er auf zwei Hochzeiten tanze. Am Ende stimmten alle Stadträte zu, kommunale Dächer der Bürgerenergiegenossenschaft zur Verfügung zu stellen, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Beim zweiten Antrag zeigten sich die Kommunalvertreter zurückhaltender. Da man weder die Satzung kenne oder vorliegen habe, könne man über einen Beitritt nicht einfach entscheiden, erklärte Helmi Storch von den Freien Wählern. Grundsätzlich sei der Schritt überlegenswert, doch besser wäre es, diesen Tagesordnungspunkt zu vertagen. Auf den Vorschlag konnten sich die Stadträte einigen. Sie werden sich voraussichtlich in der nächsten Ratssitzung damit befassen. eh

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